Dieser eine Zeitpunkt, der, an dem die Organisation, so wie sie besteht, es nicht mehr schafft. Der Punkt, an dem die Entscheidung getroffen wird, dass die Orga wie sie besteht, nicht bestehen bleibt – nicht bestehen bleiben kann. Immer mehr Unternehmen stehen mit Blick auf fortlaufend rückläufige Geschäftszahlen vor akuten Cost-Cutting Bedarfen. Es werden IST- und SOLL-Zustände ermittelt und definiert und Maßnahmen entwickelt – meist im stillen Führungskämmerlein mit großen Beratungshäusern. Ziel sind kurz-, mittel- und langfristige Kosteneinsparungen. Dem Geschäft und der Organisation soll es schnell wieder besser gehen, daher wird in alle Ecken geleuchtet. Was dabei neben Sachkostenreduzierung nicht ausbleibt, ist der Blick auf Personalkosten. Häufig bringen Kostenreduktionsprogramme entsprechend Entlassungen, Umstrukturierungen oder Änderungen der Arbeitsbedingungen mit sich.
Der Druck ist hoch, das Budget knapp, die Zeit läuft gegen die Organisation. Verständlich, dass oft direkt in die Umsetzung der Maßnahmen gestartet werden soll. Leider bei Entscheider:innen häufig nicht direkt auf dem kritischen Pfad verankert: Change Management.
Change Management – „Für Händchen halten haben wir keine Zeit und kein Geld. Lasst uns erstmal anfangen.“
Immer wieder spannend zu erleben, dass so eine schwierige und intensive Disziplin, anfangs meist in einen Rechtfertigungsmodus gestellt wird. Schwierig und intensiv ist es es deshalb, weil Change Management die Arbeit mit Bedürfnissen und Kernemotionen von Menschen ist. Hier wirken Kräfte, die Projekte bei Nicht-Beachtung gegen die Wand fahren lassen können. Wird Change Management entsprechend zu spät oder gar nicht in Cost-Cutting-Programme eingeplant, riskiert die Organisation die hart erarbeiteten Einsparungspotenziale, direkt wieder an Widerstände und Produktivitätseinbußen zu verlieren.
Beispiel: Regelmäßige Informationsveranstaltungen, Workshops oder Feedbackrunden tragen dazu bei, Missverständnisse auszuräumen und Vertrauen an und mit verschiedenen Ebenen aufzubauen. Dies hilft, den Widerstand zu verringern, indem alle Betroffenen die Notwendigkeit der Veränderung besser verstehen und sich gehört fühlen.
Beispiel: Eine gut durchdachte Befähigung der Belegschaft auf Basis von Mapping & Matching-Methoden in Kombination mit Maßnahmen zur Fokussierung und Priorisierung hilft den Mitarbeitenden ihre neuen Aufgaben effektiv zu bewältigen und ihre Motivation weg von der Angst zu versagen, der Trauer über gegangene Kolleg:innen und dem allgemeinen Groll gegenüber Veränderungen wieder auf neue Aufgaben und Themen zu leiten.
Beispiel: Durch Einbeziehung der Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess (u.a. mittels Durchführung von Stimmungsabfragen und der konkreten Ableitung von Maßnahmen daraus) wird deren Akzeptanz gefördert. Das Set-up eines organisationsinternen Change Networks kann diese verstärken, da u.a. sogenannte Change Agents oder Multiplikator:innen aus der Organisation als Vermittler:innen zwischen Management und Belegschaft fungieren, um Veränderungen zu kommunizieren und Bedenken anzusprechen.
Beispiel: Im Rahmen des Change Managements könnten durch das Management und die Leadership Teams gezielte Maßnahmen zur Förderung der übergreifenden Zusammenarbeit und des Teamgeistes in der Organisation eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden weiterhin darin bestätigt werden, Teil einer wertschätzenden und unterstützenden Organisation zu sein.
Beispiel: Auswirkungen der Veränderungen auf die Mitarbeitenden werden - im besten Falle proaktiv - angegangen und Strategien entwickelt, um negative Folgen abzumildern. Programme zur Mitarbeitendenbindung oder zur Verbesserung der Arbeitsumgebung sowie ein wertschätzender Umgang und die Begleitung von „gehenden“ Mitarbeitenden (freiwillig oder auf Basis einer Cost-Cutting-Maßnahme) bis zur tatsächlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses stellen sicher, dass wertvolle Talente gehalten werden und das Unternehmen weiterhin als attraktiver Arbeitgeber angesehen wird.
Beispiel: Eine Roadmap zur Darstellung und zeitlichen Einordnung von Veränderungen und Change Formaten sowie eine detaillierte Kommunikationsplanung auf Basis der identifizierten Stakeholdergruppen hilft dabei, dass Veränderungen systematisch und strukturiert angegangen werden. Ein weiterer Effekt dadurch ist, dass alle Beteiligten und Betroffenen wissen, was von ihnen erwartet wird und wie und wann die Veränderungen umgesetzt werden.
Beispiel: Das Enablement kann u.a. mittels praxisnaher Trainings und Workshops mit den Führungskräften erfolgen oder auch in direkter 1:1-Betreuung der Führungskräfte in der Arbeit mit ihren Mitarbeitenden.
Insgesamt ist Change Management unerlässlich, um sicherzustellen, dass Kostensenkungsmaßnahmen nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig erfolgreich sind, und dass die Organisation gestärkt aus der Veränderung hervorgeht.
Sollten dennoch weiterhin Zweifel bestehen, kann man sich einen Fakt immer wieder vor Augen führen: Die Organisation, die Cost-Cutting-Maßnahmen umsetzen muss, ist nicht plötzlich in diese Situation gekommen. Ein Hauptfaktor dafür ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass wichtige Entscheidungen in der Vergangenheit nicht getroffen wurden.
In diesem Sinne: Die Welt gehört den Mutigen.