Was hast du im Sinn, wenn du hörst? Unternehmensberater?
Eher die positiven Assoziationen: gut ausgebildete, hoch engagierte, temporäre Kollegen, die mit hoher Methodenkompetenz bei der Problemlösung helfen oder besser gesagt das Negative: unsympathische, überbezahlte Wichtigtuer mit Ellbogenmentalität, die alles wissen?
Wir geben ehrlich zu: Wir denken an den zweiten, wenn wir einen Berater hören.
Aus diesem Grund löst der Begriff für uns ein echtes Unwohlsein aus. Denn wenn wir unseren Beruf genau unter die Lupe nehmen und der Definition der Besserwisser-Quelle Wikipedia glauben — dann sind wir genau das:
„Unternehmensberater bieten Beratung als Dienstleistung für andere Unternehmen an. Oft ist das Management des Kunden Gegenstand der Beratung, dann spricht man von Unternehmensberatung.“
Unternehmensberater. Noch besser.
An einem gemütlichen Sommerabend mit ein paar Freunden und ein paar Fremden bei einem Glas Wein zusammensitzen und das Gespräch dreht sich um den Job. Nach anfänglicher Anteilnahme, gemeinsamen Hobbys und Reisezielen zucken viele von uns zusammen. Denn zwischen ehrenamtlichen Kindertherapeuten, Ärzten ohne Grenzen und inspirierenden Sozialarbeitern kommt es in dem Moment, in dem wir uns als Unternehmensberater vorstellen, oft zu einem Moment der Unbeholfenheit. Gefolgt von unserer abgeschwächten, rechtfertigenden Haltung, die erklären soll, „aber wir sind anders“.
Aber sind wir eigentlich anders? Verfallen wir nicht auch immer wieder dem Klischee?
Auch wir erwischen uns selbst dabei, bestimmte Zeitfenster für ein Gespräch mit unseren Eltern zu mieten oder die Bewerbung eines Freundes erneut anzufechten. Sogar die Einkaufsliste wird einer Qualitätsprüfung unterzogen. Während eines Gesprächs stellen wir oft fest, wie dämlich das klingt. So kann es nicht weitergehen. Es ist Zeit für eine Veränderung — visuell, verhaltensbezogen und beruflich, denn niemand mag klischeehafte Unternehmensberater. Aber das ist es nicht: Der Name muss auch raus!?
Leichter gesagt als getan. Denn das würde uns direkt in die nächste Sinnkrise stürzen:
Was sind wir eigentlich bei 55BirchStreet?
So vielfältig wie unsere Projekte und Kunden sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an unsere jeweiligen Rollen. „Unsere Kunden dort abholen, wo sie sind“ ist eine unserer Leitplanken, aber das kann ganz unterschiedliche Anforderungen an einen Auftrag mit sich bringen:
Die Liste ist ein Fass ohne Boden. Also haben wir, wie bei komplexen Fragen üblich, den Schwarmintelligenzmodus gestartet und uns die Frage bei unserem strategischen Team-Workshop gestellt #Route55 vor zwei Wochen.
Die erste spannende Erkenntnis: Jeder von uns hat seine eigene, manchmal sehr unterschiedliche Assoziation im Kopf, aber wir alle haben eine gemeinsame Basis, wo wir uns befinden und wo nicht. Ein Auszug aus unserem Brainstorming:
Wir erkennen uns selbst: Vielseitigkeit, Wegbereiter, Verantwortung, hohe Motivation, flexibel, Außensicht, unabhängig, helfend, lösungsorientiert, attraktiver Einstiegsjob, viel unterwegs
Wir erkennen uns selbst nicht wieder: Business Class mit Rollkoffer, steif, Burnout, Konkurrenzkampf, Wichtigtuer, verkaufen uns teuer auf Kosten anderer, dominant, rund um die Uhr, auf oder aus, heiße Luft, männlich dominiert.
Das Ergebnis unserer Ideen findest du demnächst hier auf unserem Blog. Eines vorweg: Wir haben noch nicht den perfekten Begriff gefunden. Dennoch sind wir uns nach unserem Austausch einig, dass wir mindestens zwei Themen angehen wollen:
Wir wollen alte Muster durchbrechen und immer Bestehendes in Frage stellen.
Wie Maya Angelou es so schön in Worte gefasst hat: „Wenn es dir nicht gefällt, ändere es. Wenn du es nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung.“
Was denkst du, ist das übertrieben und sind wir die Einzigen, die mit diesen Begriffen zu kämpfen haben?
Wenn einige Zeit vergangen ist und unsere Bemühungen möglicherweise Früchte tragen, werden wir erneut nachfragen und freuen uns auf die Ergebnisse: „Woran denken Sie, wenn Sie Unternehmensberater hören?